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AutorenbildSylvia Kester

Madeira: Streetart in Funchal – Die bunten Türen der Altstadt

Aktualisiert: 20. Nov. 2020



Das Thema Urlaub kann man derzeit eher als Luxusproblem abhaken. Aber solange das Virus grassiert, sind die Einschränkungen zwar schmerzhaft, aber nötig - zumindest die meisten. Dabei wären wir einfach nur froh, zwanglos zum Essen zum Italiener um die Ecke gehen zu dürfen, wo Spaghetti Carbonara und Pizza wenigstens etwas zum Urlaubsfeeling beitragen könnten. Galten ferne Flugreisen vor der Pandemie als Inbegriff von Luxus, fällt für mich derzeit sogar Urlaub auf dem Ponyhof in die LuxusKategorie.


Nichtsdestotrotz hab ich von unserer letzten Reise im Januar nach Madeira, noch einen kleinen Text in petto, um wenigstens etwas Reisekontent auf den Blog zu bringen. Diesmal wird dann eben der Schwerpunkt auf die Kunst gelegt und zwar in den Straßen von Funchal...




Uns hat es aus dem Hinterland in die Inselhauptstadt getrieben. Da gleich drei Kreuzfahrschiffe im Hafen angelegt haben, war natürlich entsprechend viel los - leider.

Wir sind zuerst durch das Herzstück der Altstadt, die Rua de Santa Maria, gelaufen. Die Straße befindet sich in unmittelbarer Nähe der Strandpromenade.

Die schmale Gasse ist voll von kleinen Lokalen. Aber das ist erstmal nicht das Besondere sondern, hier haben sich vor einigen Jahren zahlreiche Künstler zusammengetan, um der Gasse neues und vor allem kreatives Leben einzuhauchen. Es war das einstige Viertel der Handwerker und Fischer, die in der "Zona Velha" ihre Häuser und Werkstätten hatten und war nicht besonders attraktiv. Das haben einige einheimische Künstler erkannt und versucht, dies mit einem Kunstprojekt zu ändern. Fazit: Projekt gelungen!




2011 fingen Künstler an, etwa 200 Tore und Haustüren mit ihren bunten und kreativen Bildern zu verschönern. Das „Projecto artE pORtas abErtas“ (Projekt Kunst der offenen Türen) zog natürlich weitere Künstler und sogar Galeristen an, die sich ebenfalls hier niederließen. Es wurde bunt, kreativ und lebensfroh. Somit ist das Viertel auch für Restaurants und Touristen interessant. Selbst die Stadtverwaltung unterstützt noch immer dieses kreative Projekt und spendet Farben und Material.





Für mich sind alte Türen schon immer interessant und spannend. Ob liebevoll restauriert, bunt bemalt, herrschaftlich oder eher etwas verfallen und verlassen - I love it! Mich würden einfach auch die Geschichte hinter jeder einzelnen Tür interessieren. Am liebsten würde ich ja bei jeder klingeln oder klopfen und fragen, ob ich nicht mal schnell rein darf, nur um mich kurz umzusehen...

Türen sind der Eintritt in eine andere Welt. Deshalb wollte ich mir dieses Kunstprojekt auch unbedingt ansehen.





Jeder der Lust dazu hat, kann mit Genehmigung der Stadtverwaltung und Anwohner kreativ werden und auch heute noch an diesem Projekt mitmalen. Funchals Vorbild für die bunten Türen, war ein Kunstprojekt in einem italienischen Dorf Liguriens, in dem bereits in den 90er Jahren erste bunte Künstlertüren entstanden sind.



Markthalle Mercado dos Lavradores

Ebenfalls sehenswert, die quirlige Markthalle im Zentrum Funchals. Dort gibt es exotische, von der Insel stammende Früchte, Blumen und frischen Fisch. Aber Achtung: Ich hatte in einem Bericht im Vorfeld irgendwo gelesen, dass gerade im Eingangsbereich die Verkäufer aufdringlich zum Probieren einladen. Und es wird nicht unbedingt empfohlen gleich dort etwas zu kaufen, denn die Probierhäppchen werden nämlich noch extra süß gezuckert. Jetzt will ich`s natürlich genau wissen und hab`s probiert - what else - Ergebnis: War wirklich extrem unnatürlich süß.

Wenn du das nicht weiß, läßt man sich davon garantiert schnell zum Kauf verführen und das zu - natürlich - überzogenen Preisen. Seit 1940 ist die im Estado-Novo, dem typisch portugiesischen Stil, erbaute Markthalle für Kunden geöffnet.





Monte Palace Madeira

Unbedingt ein Besuch wert ist auch der Botanische Garten Monte Palace. Aufgrund des großen Andrangs haben wir uns dazu entschieden nicht mit der berühmten Seilbahn hoch zum Park zufahren sondern sind mit dem Auto nach oben. Der Garten ist nicht nur ideal für inspirierende Spaziergänge und zur Erholung, sondern auch für außergewöhnliche Fotoshootings mit einer fantastischen Aussicht auf Funchal. Die Spazierwege führen über mehrere grüne Etagen und beinhalten auch eine großartige afrikanische Kunstausstellung mit einer Edelstein und Mineraliensammlung. Zum Glück hatten wir uns für den Besuch kein Zeitlimit gesetzt, denn in diesem terrassenförmig angelegten Park mit unzähligen Wasserläufen, Skulpturen und Blumen vergisst man schon mal die Zeit.





Ein Funfact zum Schluß

Cristiano Ronaldo ist ein Sohn der Stadt Funchal. Ihm zu Ehren wurde 2017 eine bronzene Büste des heimischen Künstlers Emanuel Santos am Flughafen enthüllt. Ronaldo - eigentlich ja ein ganz hübsches Kerlchen... eigentlich.

(Foto dpa).



"Die Welt" schreibt darüber: "Es waren die schlimmsten Tage seines Lebens. Emanuel Santos hatte ein Kunst- und damit auch sein Lebenswerk gefertigt, doch statt Anerkennung und Applaus wartete ein Shitstorm. Santos war über Nacht beinahe so berühmt geworden wie die Person, die er mit seiner Bronzebüste porträtieren wollte.

Am 29. März 2017 erhielt der Flughafen von Madeira den Namen des berühmtesten Sohnes der Insel – Santos’ Arbeit allerdings geriet zum Zentrum von Hohn und Spott. Lächerlich! Scheußlich! Grauenhaft! Eine Frechheit! Sein Werk wurde mit einem verbeulten Messingtürknauf verglichen, mit Chucky, der Mörderpuppe (Chucky die Mörderpuppe - für mich der beste Vergleich ever :)) und anderen bösen Fratzen der Comic- und Filmgeschichte. Die Büste hätte viele Vorlagen haben können, sicher aber nicht Cristiano Ronaldo. Er habe den einzigen wichtigen Auftrag seines Lebens verhunzt.Es war überhaupt erst die erste Büste des Mannes, der im Berufsalltag die Koffertrolleys am Flughafen einsammelt."


Er bekam die Chance eines zweiten Versuches - welche zwar besser aussah, aber immer noch nicht wie Ronaldo. Nach einem Jahr wurde auch diese auf Anweisung von Ronaldos Bruder mit der jetzt aktuellen ausgetauscht.

Das also, nur mal so nebenbei.



Was vielleicht noch kurz zum Abschluß zu sagen wäre...


Die Krise läßt uns eines erkennen - Wahrer Luxus ist nicht die Luxusklasse. Es ist die Freiheit sich frei bewegen zu können und entscheiden zu dürfen, wohin eine Reise geht!



Grüße Sylvie

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